Wer sich um seine psychische Balance kümmert und im Einklang mit der Natur lebt, hat gute Chancen, gesund zu bleiben. Eine positive Einstellung zum Leben - daran zweifelt heute wohl niemand mehr - kann uns vor mancher Krankheit bewahren. Nachdem wir lange Zeit unsere Körper in seine Einzelteile zerlegt haben, erkennen heute viele von uns die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist: Aufgestaute und unausgesprochene Gefühle können krank machen, Traumata können von einer Generation an die nächste vererbt werden. Wir kennen die Auswirkungen von Visualisierung und Meditation auf das Funktionieren des Organismus und wir wissen, dass die Wirkung eines Medikaments oder einer Behandlung bis zu 50 Prozent davon abhängt, ob wir daran glauben oder nicht.
Es steht außer Frage: Unsere Gedanken und Gefühle tragen entscheidend zu unserer Gesundheit bei. Wenn es dann aber soweit ist und wir krank werden, dann vergessen wir das. Das Schicksal hat uns böse getroffen, das Unglück ist uns vor die Füße gefallen. Wir tun so, als gäbe es keinen Zusammenhang zwischen dem, was sich in unseren Körpern abspielt und unserer Art zu leben. Der Gedanke, womöglich Schuld am eigenen Kranksein zu tragen, ist unerträglich. Oft weigert sich der Betroffene, sein Übel im Kontext seiner Lebensweise zu betrachten und läuft stattdessen zum Arzt oder zum Apotheker.
Seit bekannt wird, dass die Profis in weiß nicht unbedingt im Sinne der Kranken handeln, sondern einem Industriezweig zuarbeiten, der mittlerweile zu den mächtigsten der Welt zählt, interessieren sich immer mehr Menschen für die in Vergessenheit geratenen Zusammenhänge zwischen Körper und Geist. Hier geht es nicht um Schuld, sondern um Verantwortung. Während Schuld sich immer auf etwas Vergangenes bezieht, was wir sowieso nicht mehr ändern können, wirkt Verantwortung im Jetzt.
Von der Schuld zur Verantwortung
Ich kann jetzt etwas für mich und für meine Gesundheit tun. Anstatt die nächste Apotheken- oder Praxistür aufzustoßen, kann ich eine Tür öffnen, hinter der sich tiefgreifende, grundsätzliche Heilung verbirgt: Es ist die Tür zu meinem Innenleben, zu meinen Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen. Kenne und akzeptiere ich sie oder lebe ich an ihnen vorbei? Lasse ich mich von der Sucht nach materiellen Gütern, nach Fortschritt, nach Anerkennung und Ruhm betäuben? Sage ich Ja, wo ich Nein meine? Trete ich auch an Unbequemes heran? Wage ich es, meine Verkleidungen und Panzer aufzureißen und Licht durch die Risse dringen zu lassen?
Wer das tut, der erkennt die heilende Kraft, die in ihm zur Verfügung steht. Er findet Zugang zu dem Potential, das ihm hilft, dauerhaft gesund zu werden. Denn in diesem Licht der Erkenntnis werden die Zusammenhänge offensichtlich: zwischen Körper und Geist, zwischen Krankheit und Lebensweise, zwischen dem eigenen Wohlergehen und dem Wohlergehen alles Lebendigen. Wer das erlebt, der spürt, was zu tun ist: Er umarmt sich innerlich mit seinem Übel und strahlt das gleichzeitig sanfte und kraftvolle Licht dieser Vereinigung in die Welt hinaus.
Die Chance in der Krise
Er begreift, dass seine Krankheit ihm nichts Böses will, wie überhaupt kein Ereignis im Grunde gegen ihn gerichtet ist. Er versteht, dass alles, was ihm widerfährt, allein die Spiegelung seiner eigenen inneren Widerstände ist und die Chance in sich birgt, sie zu überwinden. So verliert er die Angst. Befreit von dem, was ihn stur machte, undurchdringlich und schwer, was ihn in Körper und Geist verhärtete, geht er schließlich in die Knie, um den Hindernissen, die ihm in den Weg gelegt werden, zu danken.
Krankheit und die Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit haben sein Herz geöffnet. Das Durchqueren des dunklen Waldes hat ihm Mut gemacht, den glitzernden, marktschreierischen Chimären den Rücken zu kehren und sich dem ursprünglichen Quell des Lichts zuzuwenden. Er ist voller Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht. Denn es mangelt der Welt, in der er lebt, nicht an Gelegenheit, dass auch andere beschließen, sich auf den Weg zu machen.