Die Waffen niederlegen


In Die Waffen niederlegen beschäftige ich mich  neben der persönlichen auch mit der gesellschaftlichen Dimension der Krankheit Krebs. Wir ziehen uns immer mehr hinter unsere Bildschirme und  in abgesicherte Blasen zurück. Wir  leben zunehmend in virtuellen Welten und kappen die Verbindungen zu Menschen, die in unserer direkten Umgebung leben. Wir entfremden uns von der Natur und damit letztlich auch von dem Lebendigen, indem wir alles als Ressource benutzen und versuchen, es weitestgehend zu kontrollieren und zu manipulieren. Zeigen uns unsere Körper, dass wir zu weit gegangen sind? Sind diese Körperzellen, die durch einen Kopierfehler die Fähigkeit verloren haben, mit ihrer direkten Umgebung zu kommunizieren, ein Ausdruck dafür, dass auch wir die Fähigkeit verloren haben, miteinander zu kommunizieren? Spiegeln diese orientierungslos im Körper umherirrenden Zellen uns, wie sehr auch wir die Orientierung verloren haben, indem wir uns selbst vernichten? Zeigen sie uns, dass es an der Zeit ist, die Verbindungen wieder aufzunehmen, zu unserer Umgebung, unseren Nächsten und zu uns selbst?

Krebszellen haben nicht die Absicht, den Organismus, der sie beherbergt, zu zerstören, denn schliesslich würde das auch ihr eigenes Ende bedeuten. Diese Zellen wollen leben! Sie folgen nicht  der Apoptose, dem natürlichen Selbstzerstörungsprozess, der jeder Zelle innewohnt, sondern sind in gewisser Weise unsterblich. Genau das macht sie so gefährlich. Um den Zerstörungsmechanismus zum Stoppen zu bringen und die Dinge in eine andere Richtung zu lenken, ist uns die Möglichkeit gegeben, uns die Zusammenhänge bewusst zu machen. Wir verstehen, dass diese Krankheit nicht unser Feind ist, sondern einen Appell in sich birgt, das Zerstörerische in uns zu überwinden und uns mit dem zu verbinden, was uns Leben gibt.