Den Blick wagen





2012 erhielt ich die Diagnose Brustkrebs. Seitdem schreibe ich über die Themen, die mich umtreiben. Sie gehen weit über die Auseinandersetzung mit meiner Gesundheit hinaus. Ich beschäftige mich mit dem Umgang unserer Gesellschaft mit Krankheit und unserer Tendenz, die Verantwortung für unser Leben anderen zu übertragen. Spezialisten zerlegen unsere Körper in seine Einzelteile und behandeln das Symptom. Oft können sie die Krankheiten, die unsere Zivilisation hervorbringt, nicht heilen. Unsere fortschrittliche Medizin fokussiert das Segment und hat das Ganze aus den Augen verloren. Diese Sichtweise spiegelt sich in allen Lebensbereichen: Wir sind bestens über das Detail informiert – doch das Gesamte ist uns entglitten. Wir verstehen unsere Welt nicht mehr und verlieren die Kontrolle über unser Leben. Kriege, Attentate, Finanzcrashs, Massenverarmung, Umweltkatastrophen, Hunger und Epidemien setzen ganze Völker in Bewegung und treiben unseren Planeten an seine Grenzen.

Sicher: Unser Leben ist hygienischer geworden. Wir können aus unserem Blickfeld herausfiltern, was uns unappetitlich oder bedrohlich erscheint und uns damit trösten, dass die Lebenserwartung in den letzten 50 Jahren weiter gestiegen ist. Doch es gibt Untersuchungen, nach denen sie aufgrund der immer höheren Umweltbelastungen bereits wieder sinkt. Wir können die teilweise dramatische Zunahme von Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Autismus, Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose, Allergien, Erkrankungen des Verdauungsapparates und des Herz-Kreislaufsystems nicht allein damit erklären, dass wir eben immer älter werden und heute die Probleme früher und besser diagnostizieren können. Immer mehr Kinder und junge Menschen sind betroffen. In den kommenden Jahren wird jeder Dritte und nach bestimmten Prognosen sogar jeder Zweite in seinem Leben mit Krebs zu tun haben.

Es ist an der Zeit hinzugucken. Was einerseits als Bedrohung erscheint, können wir andererseits als Chance nutzen. Unsere kranken Körper weisen uns den Weg. Hören wir auf, die Symptome zu unterdrücken, in welcher Form auch immer sie zum Ausdruck kommen. Hören wir hin. Krankheit ist Botschaft. Sie macht uns auf das aufmerksam, was wir bisher vernachlässigt haben und nicht sehen wollten. Was riskieren wir, wenn wir die Dinge so sehen? Krankheit, Trennung, Verlust, Tod – wir können sie nicht verhindern. Doch wir können unsere Haltung dazu wählen. Damit haben wir nicht nur die Macht zu entscheiden, wie wir etwas erleben, sondern auch, wie wir unsere Realität gestalten. Darum soll es auf diesen Seiten gehen. In meinen Artikeln und Buchauszügen verweise ich auf Beiträge aus den Bereichen Philosophie, Psychologie, Medizin, Spiritualität, Physik, Kunst, Lebensart, ...., die offen legen, dass wir nicht die Opfer des Geschehens sind. Wir gestalten unsere Welt nicht nur durch unsere Taten mit, sondern auch durch unsere Gedanken und Worte.