Und freitags kommt der Austernwagen ist eine nicht nur kulinarische Reise in den Süden Frankreichs. In einem kleinen Winzerort zwischen Mittelmeerküste und Cevennen kommen Menschen aus allen Teilen der Welt zusammen. Alle haben es sich ausgesucht, hier zu leben. Sie warten nicht darauf, dass man ihnen die Dinge vorsetzt, sie gestalten selbst: ihren Alltag, ihre Zusammenkünfte, ihre Feste und vor allem ihre gemeinsamen Mahlzeiten.
Es ist eine Reise durch die bunten Landschaften des Südens und die Gelegenheiten, die sich hier erschließen. Die Autorin führt ihren Leser in die Garrigue, die steinige Landschaft aus Steineichen, Pinien und Wacholderbüschen, an die langen Sandstrände des Languedoc, durch Weinberge und Olivenhaine, über Marktplätze und in mittelalterliche Dörfer, und schließlich mitten hinein in die Häuser und zu den Gepflogenheiten französischer Kultur. Frisch und gutgelaunt erzählt sie, wie sie vor 20 Jahren aus dem Norden Deutschlands kam und in Frankreich ihre zweite Heimat entdeckte, wie sie sich allein und zu zweit auf den Weg machte, bis sie schließlich in einem Dorf landete, in dem an jedem Freitag ein Austernwagen aus Bouzigues vor ihrer Haustür hält.
Nach ihren bisher auf Deutsch erschienen Büchern Krankheit heilt, Das Licht fließt dahin, wo es dunkel ist, Was wachsen will muss Schalen abwerfen und Die Waffen niederlegen geht es hier um leichte Kost. In anekdotischer Weise wird das Leben, Zusammenkommen und Essen in einem Land beschrieben, das Charles de Gaulle aufgrund der Tatsache, dass es in ihm mehr als 350 verschiedene Käsesorten gibt, für unregierbar erklärte. Nichts, was beschrieben wird, ist erfunden, außer die Rezepte. In den Dörfern des Südens, wo in vielen Häusern zwei Mal am Tag gekocht wird, wo man sich auch unter der Woche mit Freunden um einen Esstisch setzt und wo die Liebe mehr als anderswo auf der Welt durch den Magen geht, mangelt es nicht an Ideen.
Die Rezepte sind vielfach erprobt und auch jenseits des Rheins einfach umzusetzen. Viele sind dadurch entstanden, dass ihre Erfinder Vorratskammern und Kühlschränke geöffnet haben und mit dem improvisierten, was sie darin fanden. Sie sollen vor allem Anregungen sein, genau hinzusehen, was da ist, um es miteinander zu kombinieren, zu rühren, zu kneten, zu schmoren und zu brutzeln und dabei alle Sinne offen zu halten: Wie fühlt es sich an, wenn eine Vinaigrette so sämig wird, wie sie sein soll? Wie hört es sich an, wenn die Ratatouille ihre nicht zu flüssige und nicht zu feste Konsistenz erhält? Wie duften die schmorenden Zwiebeln für sie Pissaladière, wenn sie karamellisieren?
Neben den von den Protagonisten dieses Buches geprägten traditionellen Rezepten gibt es immer wieder eigene Erfindungen wie etwa eine Creme aus Petersilie, Anchovis und Parmesan, in Currypaste gebratene Rote Beete oder geräucherter Hering in Porreecreme. Wie die Weine, die jedes Essen begleiten, werden die Rezepte und ihre Verwirklichungen von Haus zu Haus getragen. Möge dieser Streifzug durch die aus vielen Himmelsrichtungen geprägte französische Kultur andere dazu inspirieren, sich ebenfalls einer der schönsten Aktivitäten hinzugeben, die der Mensch erfunden hat: ein gutes Essen zuzubereiten, um es mit anderen zu teilen und zu genießen.