Mehr Wind unter den Flügeln

Was für Zeiten ! Die Menschheit steht vor Entscheidungen, die auf der einen Seite ihr Ende und auf der anderen ihre Befreiung einleiten können. Selten zuvor waren wir individuell und kollektiv mit derartigen Herausforderungen konfrontiert. Selten zuvor gab es Verwirrungen eines derartigen globalen Ausmaßes. Sich in diesen Zeiten zurechtzufinden stellt uns vor die schwierige Aufgabe, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden und uns mit der Frage zu beschäftigen, ob die oft selbst ernannten Autoritäten tatsächlich zum Wohl der Allgemeinheit handeln oder nicht. 

Manch schwere Kost wird in den Artikeln verarbeitet, die zwischen 2021 und 2023 in der Redaktion Aufwind des Internetmagazins Rubikon erschienen sind und nach Wind unter den Flügeln in diesem zweiten Band zusammengefasst sind. Mancher mag die Gefahr in dem sehen, der sie verkündet. Immer wieder wurden in unserer Geschichte die Überbringer schlechter Nachrichten bestraft, während deren Verursacher geschützt wurden. Im antiken Griechenland und im Mittelalter wurden sie geköpft. Heute werden diejenigen, die vor den Übergriffen staatlicher und internationaler Organismen warnen, als Antidemokraten bezeichnet, als Staatsfeinde, Lumpenpazifisten, Rechtsextremisten, Antisemiten und Verschwörungstheoretiker. Ihre Konten werden gesperrt, ihre Häuser durchsucht, ihre Freiheit, ihre Familien und ihr Leben bedroht. Sie werden verfolgt, beschimpft, diffamiert und gelten als asozial oder verrückt.

Viele Menschen scheint das nicht zu stören. Viele sehen es nicht einmal. In einer weitgehend vaterlosen Gesellschaft, in der die Großväter im Krieg gefallen sind, die Söhne in Fabriken und Büros verheizt wurden und die Enkel entwurzelt und orientierungslos nach Sinn suchen, ist die Vorstellung unerträglich, dass Vater Staat nicht zum Besten seiner Kinder handelt. Abwesende Väter, überforderte Mütter, traumatisierte Kinder: Das ist nicht allein die Realität eines durch zwei Weltkriege, einen Kalten Krieg und einen drohenden dritten Weltkrieg erschütterten Planeten. Die Wurzeln der Probleme, mit denen wir es heute zu tun haben, liegen in ganz alter Zeit, in einer Vergangenheit, in der die Menschen begannen, einander geringzuschätzen und zu erniedrigen. 

Können wir uns vorstellen, dass es einmal anders war? Können wir uns vorstellen, dass es Zeiten in unserer Geschichte gegeben hat, in denen wir uns nicht gegenseitig unterdrückten, ausbeuteten und bekriegten? Die Lektüre der folgenden Artikel verlangt uns ab, uns für den Gedanken zu öffnen, dass ein friedliches, respektvolles und harmonisches Zusammenleben möglich ist. Gedanken bilden Realitäten. Das haben wir vergessen in einer Gesellschaft, in der wir nicht sagen, was wir denken, und nicht tun, was wir sagen. 

Das Durcheinander, das dadurch entstanden ist, können wir ändern. Aus dem Chaos kann sich eine neue Ordnung bilden, die nicht von oben bestimmt wird, sondern aus dem Bewusstsein jedes Einzelnen erwächst. Bevor wir jedoch in Aktion treten, müssen wir erkennen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn wir nicht immer wieder die gleichen Fehler wiederholen wollen, müssen wir etwas tun, was wir nicht gelernt haben: das Alte loslassen. Wir sind Spezialisten darin, Dinge an uns zu reißen. Wir können erobern, plündern und überwachen – doch wie wir die Finger wieder von dem lösen, was wir uns einbilden zu besitzen, das wissen wir nicht. 

Die folgenden Texte helfen, die Hände frei zu bekommen. So können wir über den schmalen Grat balancieren, der durch das Labyrinth der aktuellen Herausforderungen führt. Immer wieder geht es hoch her. Gedankenautobahnen werden verlassen, Gewissheiten angezweifelt, Trigger gesetzt, Gefahren offensichtlich gemacht. Doch wie es sich für eine Autorin der Redaktion Aufwindgehört, erwartet den Leser am Ende des Tunnels immer ein Licht.

Dieses Licht hat nichts Künstliches. Es zeugt nicht von einer Flucht in einen konstruierten Optimismus oder von dem verzweifelten Versuch zu zeigen, dass alles doch nicht so schlimm ist. Es ist schlimm. Auf der Erde ist im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Durch sie gilt es nun hindurchzugehen, um auf die andere Seite zu gelangen, dorthin, wo uns eine neue Ordnung erwartet: eine Welt der Verbindung und der Kooperation, in der wir eine Gemeinschaft erschaffen, die das Lebendige schützt und Platz für alle bietet.