Montag, 4. Juli 2016

Innere Gelassenheit

Viele suchen sie - doch nur wenige finden sie. Unser Leben ist Konkurrenz, Wettlauf, Anstrengung; Ein kurzes Aufflackern zwischen zwei Dunkelheiten. Wir werden von Ängsten und Zweifeln getrieben - und sind uns zumindest hierin alle gleich. Es gibt niemanden, bei dem alles glatt läuft und der keinen Schmerz kennt, keine Enttäuschung, kein Gefühl der Verlassenheit oder Ungerechtigkeit. Als lebendige Wesen sind wir zum Empfinden verdammt: heiss - kalt, hart - weich, oben - unten. Hätten wir dieses Empfinden nicht, könnten wir uns in unserer Welt nicht orientieren. Eines ist nicht besser als das andere. Es ist.

Nur wenn wir lernen, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen, wenn wir unserem Glück nicht hinterher laufen, sondern auch das akzeptieren, was wir nicht wollen, überwinden wir den Druck, ein möglichst perfektes Leben führen zu müssen. Wir werden nicht dadurch gelassener, indem wir Dinge um uns anhäufen, die uns darüber hinweg täuschen, dass alles ein Ende haben wird. Je mehr wir besitzen, desto mehr haben wir auch die Angst, es wieder zu verlieren. Gelassenheit entsteht aus dem Sein, nicht aus dem Haben oder Machen. Wir finden sie in nichts Käuflichem, in keiner Tat, sondern in einem Moment der Ruhe und des Alleinseins mit uns selber. Es ist so einfach - und genau hier ist der Haken. Wir müssten einfach nur die Maschinen um uns einen Moment zuklappen, uns in einen stillen Raum zurückziehen und eine Weile in Ruhe tief durchatmen. Doch lieber kaufen wir jede Menge Dinge und Dienstleistungen, die uns ein bisschen Entspannung bringen sollen, um sie dann durch andere auszutauschen, weil sie eben nicht richtig wirken oder uns nur kurzfristig Erleichterung bringen.

Gelassenheit bedeutet, den Mut zu entwickeln, die Dinge sein zu lassen. Leere, Schmerz und Verlust zuzulassen. Ja, es wird irgendwann vorbei sein, und wir wissen nicht, was danach kommt. Wir wissen überhaupt nicht, was das hier alles soll, ob es eine höhere Macht oder Sinn gibt. Und wir werden es niemals wissen - denn der Zugang zu der spirituellen Dimension des Lebens ist nicht greifbar, garantierbar, beweisbar. Doch wie wäre es, wenn wir genau wüssten, was passieren wird, wenn...? Wie wäre dann unser Bezug zum Leben? Würden wir es noch er-leben können? Leben ist Ungewissheit. Das einzige, was wir wissen ist, dass es aus Geburt und Tod besteht, aus Kommen und Gehen. Nur wenn wir es in seiner Gesamtheit nehmen und uns seiner Bewegung hingeben, können wir erfahren, was Gelassenheit ist.