Freitag, 16. Dezember 2016

Frohe Weihnachten!

Weihnachten naht, und nicht nur die Kinder träumen von Geschenken, Spielen und Wunderwerk. Auch die Erwachsenen sehnen sich in diesen Zeiten des Wandels und der Konfrontationen nach einem Licht im Herzen der Dunkelheit. Vielleicht erinnern wir uns an die Zeit, als wir noch Kinder waren und gar nichts Besonderes brauchten, um uns mit Freude zu erfüllen. Wir haben uns an dem begeistert, was gerade da war, vor unseren Augen. Was ist da heute? Inspiriert es uns, oder sieht es trübe aus und macht keine besondere Lust aufs Spielen? Bevor wir uns nun wieder ins Gewimmel stürzen, um nicht mehr zu spüren, wie hart oder fade uns das Leben erscheint, sehen wir etwas genauer hin. Wir glauben ja nicht mehr an den Weihnachtsmann und wissen, dass der böse Wolf nicht verschwindet, wenn wir nur die Augen zumachen oder ihm den Rücken kehren. Anstatt zu verschwinden heftet sich ja das, was uns dunkel und bedrohlich erscheint, an unsere Fersen und wird grösser und grösser, um auf sich aufmerksam zu machen. Erst wenn wir hinschauen, kann es sich auflösen wie die Vampire in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne.

Wenn wir das Licht im Rücken haben oder sich etwas zwischen uns und der Lichtquelle befindet, erscheint uns das, was vor uns liegt, im Finsteren. Um die Dinge aus dem Schatten herauszuholen, haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir ändern unsere Position und gehen einen Schritt zur Seite, oder wir wenden uns der Lichtquelle zu. Das, was wir als trübe, dunkel und bedrohlich wahrnehmen, hängt also im Wesentlichen von unserem Standpunkt ab. 

Je dichter ein Stoff ist, desto weniger kann das Licht durch ihn hindurch scheinen. Die Schwärze des Schattens ergibt sich demnach aus der Beschaffung des Hindernisses. Wenn wir nun das Licht im Rücken haben, dann sehen wir also vor uns nichts anderes als die Verlängerung unserer eigenen Dichte und Undurchlässigkeit. Je verschlossener und verhärteter wir sind, desto dunkler erscheint uns der Schatten vor uns. Die Dunkelheit, in der wir unser Leben wahrnehmen, ist also eigentlich die Antwort auf unsere eigene Undurchdringlichkeit und Härte und unseren Mangel an Transparenz und Flexibilität. Es ist also im Grunde gar nicht das Leben, das hart zu uns ist. Wir sind es, die starr und unnachgiebig uns selbst und anderen gegenüber sind. 

Machen wir uns selbst ein Geschenk, indem wir aus dem Schatten heraustreten und uns für das Licht vor uns öffnen. Lassen wir uns berühren von dieser Zeit und den Menschen, die uns in ihr begegnen. Auch wenn die Berührung bisweilen schmerzt, so ist sie doch vor allem ein Zeichen dafür, dass wir lebendig sind. Vergessen wir nicht, dass die verletzten Gefühle schon vorher in uns waren. Die Berührungen mit anderen bringen nur wie in einem Instrument bestimmte Saiten in uns zum Schwingen. Je angespannter die Saiten in uns sind, desto mehr erinnern uns die Begegnungen mit anderen daran, was wir in uns zu stimmen und zu harmonisieren haben. 

Stimmen wir in das Spiel mit den anderen ein. Nicht dieses alte Lied von Opfern, Tätern und Rettern, sondern eine neue Melodie, in der wir uns selbst unsere Tonart und das Register, in dem wir spielen, aussuchen und verantwortlich für unsere Stimme sind. Geben wir uns dem gemeinsamen Spiel hin und feiern zusammen die Geburt des Kindes in uns.